PAICOS KG
Cigaretten- und Tabakfabrik
“Kampf für Qualität im Dienst der Raucher"
“Die Firma ‘Paicos’ hat (...) in zehnjähriger mühsamer Entwicklungs- und Aufbauarbeit in Berlin ein Unternehmen geschaffen, das die Grundlage für eine weitere erfolgreiche Entwicklung bietet. Das ständige Bemühen um hervorragende Qualität ihrer Erzeugnisse ist der Leitspruch des Hauses. Die Firma 'Paicos’ wird Tag für Tag das Vertrauen der Raucher rechtfertigen und so dem Ruf und der Tradition ihres Hauses entsprechen. Sie weiß, dass mit äußerster Anstrengung für den Qualitätsgedanken auf die Dauer Erfolg bringt.”
-Sonderdruck aus Internationale Industrie-Bibliothek, 1956/7
Gründung der Firma - Internationaler Rohtabakhandel
Entwicklung der Firma in der Nachkriegszeit
Die Versorgung Berlins über die Luftbrücke
Giannis Paicos gründete die gleichnamige Firma PAICOS im Jahre 1880 in Hamburg. Zwischen 1859-1880 war er als erfahrener Rohtabakhändler international anerkannt worden und beteiligte sich an verschiedenen Zigaretten-Fabrikationen. Die Tabakerzeugnisse der Firma mit Markennamen wie ‘Clio’, ‘Aris’, ‘Apollon’, ‘Royal’, ‘Mercure’ sowie ‘Les deux Soeures’, wurden an der Internationalen Weltausstellung 1900 in Paris für ihre ausgezeichnet hohe Qualität mit der goldenen Medaille geehrt.
Die Weiterführung des Unternehmens sicherte Gregor Paicos mit der Übernahme der Geschäftsführung im Jahre 1921. Schon in jungem Alter besaß der Nachfolger eigene Manipulationslager für Orienttabak in Kavala und Saloniki, in Nordgriechenland und betrieb den Rohtabakhandel über die Grenzen Deutschlands und Griechenlands hinaus z.B. in Holland, Belgien und in den USA. Der Sitz der Firma PAICOS wurde 1932 nach Berlin verlegt und verzeichnete stetige Aufwärtsentwicklung bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.
Die Lage nach dem Ende der Blockade bedeutete durch die Einfuhr fertiger Tabakerzeugnisse der Industrie Westdeutschlands eine einzigartige Konkurrenzlage für die Berliner Fabrikanten. Die Tabakindustrie Berlins befand sich nun in einem neuen Markt und die Produzenten stellten fest, dass der reine Rohtabakhandel nicht mehr rentabel war. Im Jahr 1950 nimmt Gregor Paicos die Fabrikation von Zigaretten und Rauchtabak erneut auf. Die Produktionsstätte in der Jebensstraße, nahe dem Bahnhof Zoo diente als erste Fabrikationsstelle für die Erzeugnisse unter dem Namen PAICOS nach dem Krieg. Die Firma wurde im Prozess des Wiederaufbaus der Produktion zum Beispiel des wirtschaftlichen Willens und der Neuerschaffung der zerstörten Stadt. Der außergewöhnliche Produktionsaufbau im Kellergeschoss des Hauses sowie der Einsatz, der nach dem Krieg reparierten Maschinen und des in der Stadt angebauten Tabaks (Siedlerstolz) sind Teil dieser Entwicklung.
Einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Firma leistete Gregors Sohn Jean Paicos, der 1946 in die Firma eintrat und mit seinem wertvollen technischen Wissen zum Wiederaufbau beitrug. Die Produktion vergrößert sich trotz der Herausforderungen bei der Beschaffung von Rohtabak in Berlin und wird 1948 in die Franklinstraße 27/29 in Charlottenburg verlagert. Ab 1950 wird zusätzlich die Rohtabak-Fabrikation in der Kruppstraße 16 in Moabit aufgenommen. Die Firma PAICOS bemühte sich stets um den Ausbau und die Verbesserung der Produktion und schaffte neue, technisch zeitgemäße Maschinen an, um eine möglichst effiziente Produktion und beste Qualität zu sichern.
Weitere Entwicklung 1970er-1990er Jahre
Umzug in die Wiebestraße 42-48, 1955
Die wichtigste Aufgabe, die der Firma nach dem Krieg zukommt, war der Auftrag das Gebiet Berlin während der Blockade durch die sowjetischen Mächte mit Rohtabak zu versorgen. Gregor Paicos bekommt 1948 vom Magistrat Berlins den Auftrag Rohtabak, sowohl aus dem deutschen Bundesgebiet, als auch aus dem Ausland in das 'verinselte' Berlin einzuführen und somit alle Zigaretten-Fabrikanten zu beliefern. Es entstanden Kooperationen mit den Firmen der Gebrüder Kulenkampff, die in Baumwolle und Tabak handelten sowie Franz Kragh, einem bedeutenden Rohtabakhändler in Bremen. Über die Luftbrücke der Alliierten zur allgemeinen Versorgung Berlins wurde USA- und Orienttabak bis zum Ende der Blockade West-Berlins im Juni 1949 eigeführt.
Nach dem Verkauf der Produktion an die Firma Brinkmann GmbH und die Übernahmen der Marken wie etwa ‘P4’ von Rhenania (Reynolds Tabacco GmbH) im Jahre 1972, werden ab 1977-1985 elektronische Geräte entwickelt und produziert. In diesen Jahren und bis Ende der 1980er Jahre wird die Firma unter Jean Paicos als ‘Paicos GmbH & Co.’ weitergeführt und es kommen den Bauten in der Klarenbachstaße 1-4 zwei weitere Neubauten hinzu.
Im Jahre 1954 wird aufgrund der wachsenden Produktion das Fabrikgelände und das dazugehörige Gebäude in der Wiebestraße 42-45 Ecke Hüttenstraße 45-48 in Moabit erworben. Das zwischen 1914 und 1917 von Alfred Grenander für die Fräs- und Bohrmaschinenfabrik der Ludwig Loewe & Co. AG erbaute Gebäude, ist heute noch ein herausragendes Beispiel der Innovationen in der deutschen Industriearchitektur des 20. Jh.. Ursprünglich als Teil des nördlich gelegenen Werkgeländes stand der, später als Werk 1 bekannte, Bau nach dem Umbau 1958-61 mit dem umgebenden Areal als eigenständiges Fabrikgelände.
Die Firma PAICOS avancierte in den 1950-60ern zu einem der bedeutendsten Zigarettenfabrikanten im Berlin der Nachkriegszeit. Mit beliebten Markenartikel-Fabrikaten, erhöhter Werbepräsenz und Kundenbindung, etwa durch Sammelbände gelang es der Firma PAICOS in den Nachkriegsjahren ihre Stellung unter den wichtigsten Zigaretten- und Tabakfabrikanten Berlins zu sichern.